Arbeitskreis Seismik

und Geophysik

am St.-Michael-Gymnasium Monschau

Der erste Schritt bei der Auswertung ist also die Bestimmung von Herdentfernung und Herdzeit, also der Zeit, zu der das Beben tatsächlich stattgefunden hat. Benötigt wird hierzu die Zeitspanne zwischen dem Einsetzen von P-Welle und der S-Welle. Diese greifen wir aus dem Nord-Süd-Seismogramm heraus: beim Aszension-Beben ist diese Zeitspanne ΔtPS = 461 s.


Abb.50: Bestimmung der Zeitspanne zwischen P- und S-Einsatz

Über viele Jahre hinweg haben die Seismologen Werte für die Laufzeit der Bebensignale vom Herd zur Station empirisch bestimmt und das für sehr viele Entfernungen und für beide Wellentypen: P-Welle und S-Welle. Die Messungen sind im folgenden Laufzeit-Diagramm zusammengefasst:


Abb.51: Laufzeit-Diagramm für P- und S-Welle

Greift man also am Seismogramm die Zeitspanne ΔtPS ab und passt sie zwischen die beiden Laufzeit-Kurven von P- und S-Welle ein, dann ist dies nur an einer Stelle möglich, von der aus man die Herd-Entfernung bestimmen kann, indem man das Lot auf die untere Achse fällt: hier ist die Herdentfernung Δ nahezu 55°, das sind circa 6100 km.

Das Lot von der P-Welle auf die linke Achse liefert die Laufzeit der Bebensignale vom Herd zur Station: hier ist die Laufzeit ΔtP = 575 s oder 9 Minuten und 35 Sekunden.

Die P-Welle des Ascension-Bebens erreichte Monschau um 23 Uhr 59 Minuten und 2 Sekunden; man zieht nun die Laufzeit der P-Welle (9 min und 35 s) von der Ankunftszeit in Monschau ab, so erhält man den Zeitpunkt, zu dem das Beben ausgebrochen ist, die sog. Herdzeit. Hier beträgt also die Herdzeit 23 Uhr 49 Minuten und 27 Sekunden.

Der offizielle Wert des "National Earthquake Information Survey" in Golden (Colorado) weicht von der hier bestimmten Herdzeit um einige Zehntelsekunden ab. Die "NEIS-Daten" werden aus den Werten sehr vieler Erdbebenstationen auf der ganzen Welt ermittelt; beim Aszension-Beben waren es 109 Stationen mit jeweils mindestens drei Seismographen.